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E s war eine Sensation, an jenem denkwürdigen Tag des Jahres 1853. Schauplatz des Geschehens war das New Yorker Kaufhaus "Crystal Palace" am Broadway: Hoch droben unter der prächtigen Kuppel des Gebäudes stand ein junger Ingenieur namens Elisha Graves Otis auf einer wackeligen Plattform. Sie hing zwar an einer Führungsschiene - wurde aber nur von einem Seil gehalten. Der Mann musste verrückt sein - auf jeden Fall zückte er einen Säbel und durchtrennte mit einem einzigen Schlag das Seil. Ein Schrei ging durch die Zuschauermenge.
Doch nichts passierte. Der Absturz blieb aus. Die Plattform sackte etwas entlang der Führungsschiene ab. Dann stoppte sie. "All safe, gentlemen, all safe!", rief Otis der Überlieferung nach dem Publikum zu. Otis' Erfindung, die automatische Absturzsicherung für Lifte, war ebenso einfach wie genial: Eine Feder blockierte den Aufzug an der Laufschiene, wenn das Seil riss. Diese theatralische Szene gilt als die Geburtsstunde des modernen Aufzugs.
Das Unternehmergespräch: Vestner Aufzüge : "Warum kein Aufzug aus dem Baumarkt?"
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Zwar soll schon der römische Kaiser Nero von Sklaven betriebene Lift-Modelle mit einem Seilzug gekannt haben. Auch im Mittelalter benutzten Menschen Seilzüge mit Umlenkrollen zur vertikalen Beförderung von Personen. Und im 18. Jahrhundert ließ sich die mollig gewordene österreichische Kaiserin Maria Theresia im Westflügel ihres Schlosses Schönbrunn einen "fliegenden Stuhl" einbauen, von dem angeblich später der Begriff "Fahrstuhl" abgeleitet wurde. Aber erst Otis' Erfindung einer Sicherheitssperre sorgte dafür, dass der Aufzug das Vertrauen der Menschen fand - und sich durchsetzte.
Welch ein Fortschritt! Die Erfindung des Aufzugs war ein wichtigerer Schritt in der Zivilisationsgeschichte, als den meisten seiner Benutzer heute bewusst sein dürfte. Erst die Entwicklung verlässlicher Lifte ließ die Städte in die Höhe wachsen. Wie die Eisenbahn das Land erobert hatte und das Schiff das Meer, so nahm der Mensch mit dem Aufzug die Höhe in Besitz: Er machte gleichsam die Vertikale produktiver. Nicht zufällig nannten die New Yorker ihre ersten hohen Versicherungs- und Zeitungsgebäude deshalb auch "Elevator Buildings" - Aufzug-Häuser.
Otis' Erfindung kam gerade zur rechten Zeit. Zwar waren die Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert noch ein Land mit endlosen Prärien und Wäldern. Das eigentliche Leben aber spielte sich in den Städten ab. Und deren Territorium war oft begrenzt. Als sich etwa in Chicago zwischen 1880 und 1890 die Einwohnerzahl auf mehr als eine Million verdoppelte, vervielfachten sich die Grundstückspreise in der Innenstadt in kürzester Zeit. Kostete ein Quadratmeter im Jahr 1880 noch rund 130 Dollar, versiebenfachte er sich bis zum Jahr 1890 auf rund 900 Dollar.
Um rentabel zu wirtschaften, begannen die Grundstückseigentümer, ihre Flächen besser auszunutzen - und höher zu bauen. Zunächst entstanden vor allem fünf- bis siebenstöckige Gebäude - bald aber auch Hochhäuser im eigentlichen Sinne. Als erstes "echtes" Hochhaus der Welt gilt das zehnstöckige "Home Insurance Building" in Chicago aus dem Jahre 1885 (abgerissen 1931), das bereits über einen elektrischen Aufzug verfügte.
Die Mächtigen zogen unters Dach
Die Aufzüge machten diese Hochhäuser erst wirtschaftlich interessant: Die oberen Etagen waren jetzt ohne Mühen für alle erreichbar. Mit der Verbreitung des Aufzugs wurde zugleich aber auch die soziale Struktur in den Gebäuden neu definiert. Die Hierarchie kehrte sich um. Auf einmal waren die Räume in den oberen Etagen gefragt, man musste ja nicht Treppenstufen steigen. Die Reichen und Mächtigen zogen unters Dach. Aus der Dachkammer wurde das Penthouse, aus der Beletage vergangener Jahrhunderte die Poststelle. Das sollte sich erst nach dem 11. September 2001 in einigen Großstädten wieder ändern, als Unternehmenschefs ihre Büros in niedrigere Stockwerke verlegen ließen - aus Angst vor Anschlägen.
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Der Fahrstuhl oder Die Eroberung der Vertikale
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