Landsberg – Die Analyse des KREISBOTEN zum Transfer der vermieteten städtischen Liegenschaften in eine neue Wohnungsbaugesellschaft löst viele Reaktionen aus. Eine davon ist eine Zuschrift von Horst Z. (Name geändert). Der Senior wohnt im städtischen Betreuten Wohnen am Jesuitenkolleg. Er berichtet über viele erfolglose Kontakte mit der Stadt zur Lösung von Problemen und zur Behebung von Mängeln. Unsere Recherchen bestätigen seine Angaben: Die Stadt kümmert sich offenbar zu wenig um ihre Mieter.
Beginnen wir mit dem Thema Sicherheit. Im Aufzug des dreistöckigen Gebäudes „Maria“ fehlt die Notrufeinrichtung, teilt man uns mit. Tatsächlich: Zwar gibt es einen Aufkleber mit der Anweisung „Alarmtaster für 3 Sekunden betätigen - die Sprechverbindung wird automatisch hergestellt“. Aber daneben, da wo der Alarmgeber im Haus Johann angebracht ist und im Haus Maria früher einmal gewesen sein muss, sieht man nur noch fünf ausgefräste Löcher für Schrauben und Kabel (siehe Foto). Auf gleicher Höhe gibt es zwar zwei schwarze Knöpfe, davon einen mit Telefonsymbol, der hat aber keine Funktion. Stattdessen klebt an der Aufzugswand ein Zettel mit der Angabe „Aufzugwärter 24 h Rufbereitschaft“ und einer Landsberger Telefonnummer. Man soll dort im Notfall offenbar anrufen, schließen wir daraus; was ist aber, wenn man steckenbleibt, niemand im Haus auf Rufe reagiert und das Handy in der Ladeschale liegt, weil man nur eben den Abfall entsorgen wollte?
In einer ersten Antwort der Stadt auf die Anfrage des KREISBOTEN heißt es lapidar, der Aufzug im Haus Maria sei sehr wohl mit einem Notrufknopf ausgestattet. Sogar die Farbe wird uns mitgeteilt: „rot“. Einen solchen Knopf erkennen wir aber auch bei nochmaliger Nachprüfung beim besten Willen nicht; auch die Betreuerin eines Mieters wird nicht fündig. Allerdings gibt es einen silbernen Knopf mit gelbem Glocken-Symbol ganz unten links. Der ist es! ruft uns schließlich die Pressestelle der Stadt Landsberg in einer zweiten Antwort zu – und räumt ein: „Wir entnehmen Ihrer Anfrage, dass die neue Anordnung noch nicht allen Bewohnern bekannt ist und werden dies im Haus nochmals deutlich machen.“
Ebenfalls zum Thema „Sicherheit“ gehört, dass die Holzböden der Terrassen so verwittert und morsch sind, dass man sich an den Brettern verletzen kann. Diesen Mangel räumt die Verwaltung auf Nachfrage ein: „Der Auftrag für die Instandsetzung der Terrassen ist bereits vergeben. Es ist vorgesehen, die Maßnahmen noch im Jahr 2022 umzusetzen und auszuführen.“
Beim Ersatz von Elektrogeräten haben die Mieter den Eindruck, dass man ihnen unnötige lange Wartezeiten zumutet; alle Schreiben und Anrufe hätten nichts genutzt. So dauert es drei Monate, bis ein einzelner defekter Backofen ausgetauscht wird. Ebenfalls drei Monate dauert der Ersatz von 20 Jahre alten Waschmaschinen – in dieser Zeit müssen sich alle Mieter das einzig verbliebene Gerät teilen. Die Stadt begründet das mit langen Lieferzeiten. Allerdings versichern befragte Händler, die Lieferzeit für die „Kleingewerbegeräte“ dieses Typs sei nie länger als zwei Wochen gewesen.
Aktuell nervt die Mieter, dass das Kabelfernsehen, das im Mietvertrag enthalten ist, seit zwei Wochen ausgefallen ist. Mit der erforderlichen Grabung zur Reparatur beauftragte Vodafone / Kabel Deutschland eine Münchener Firma. Zu Irritationen führt ein Rundschreiben der Stadt an die Mieter, das die Sätze enthält „Genauere Auskunft können Sie unter Telefon 089 ... einholen. Jedoch ist es sehr schwer, hier jemanden zu erreichen.“ Da die Stadt alleiniger Vertragspartner des Providers ist, erschließt sich der Sinn eines solchen Hinweises nicht. Die Verwaltung schreibt dem KREISBOTEN dazu: „Die Herausgabe der Hotline-Nummer erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch von Mietern. Der Gedanke war hier, gemeinsam mit den Mietern den Druck auf den Anbieter zu erhöhen.“ Allerdings bittet REWE seine Kunden auch nicht per Rundschreiben, bei Henkel anzurufen, damit mehr Persil geliefert wird.
Ein dauerhaftes Problem ist offenbar die vertragliche Konstruktion. Zwischen der Stadt, den Mietern und dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) besteht nämlich ein Dreiecksverhältnis. Die Mieter haben mit der Stadt einen Mietvertrag geschlossen und eine Betreuungspauschale vereinbart; die Betreuungsleistungen werden aber vom BRK erbracht. Horst Z., der Pflegegrad 2 hat, bittet die Stadt mehrfach, die einzelnen Leistungen zu beziffern; so könne er den Hausnotruf und die Entlastungsleistungen mit der Pflegekasse abrechnen. Mit einer undifferenzierten Pauschale gehe das aber nicht.
Sowohl die Stadtverwaltung wie auch das BRK Landsberg bestätigen den Tatbestand; er sei aber nicht änderbar. Marianne Asam vom BRK-Kreisverband: „Wir sind schon öfter danach gefragt worden. Aber wir können aus der Pauschale keine Teile herausrechnen.“ Ein Grund ist wohl, dass der auf den Hausnotruf entfallende Anteil deutlich niedriger ist als bei der individuellen Beauftragung, weil es sich ja um einen Gruppenvertrag handelt. Allerdings: Damit werden Senioren in städtischen Einrichtungen schlechter behandelt als Personen mit Pflegegrad, die privat wohnen und die Leistungen direkt bei einem sozialen Träger buchen. Auch zahlen Mieter, die keinen Hausnotruf benötigen, für andere Mieter mit.
Nimmt man alles zusammen, scheint es besonders an der Kommunikation und an der Präsenz zu mangeln. Letztlich ist es eine Haltungsfrage, wie ernst man Anliegen der Mieter und Unzulänglichkeiten in den Einrichtungen nimmt und wie zügig man Abhilfe schafft. Ein nur halb betreutes Wohnen würde der Zielgruppe nicht gerecht.