Jürgen Jentsch (hinten) und sein griechischer Vorschoter wurden bei der WM im Tornado Sechster.
Jürgen Jentsch (hinten) und sein griechischer Vorschoter wurden bei der WM im Tornado Sechster.
„So fit wie heuer gefühlt habe ich mich schon lange nicht mehr“, sagt Jürgen Jentsch. Bei seiner 24. Teilnahme an einer Weltmeisterschaft im Tornado-Katamaran konnte er heuer sogar einen Tagessieg verbuchen. Am Ende landete er auf Rang sechs – auch weil ihn zwischenzeitlich eine gebrochene Umlenkrolle auf seinem Boot bei einer Regatta zum Aufgeben gezwungen hatte. „Sonst wäre womöglich eine Top-3 Platzierung möglich gewesen“, sagt Jentsch.
Zu seinem zweiten seglerischen Frühling beigetragen hat sicher auch der Umstand, dass ein großes Talent als Vorschoter mit ihm an Bord ging. Der 68-Jährige hatte nämlich den Griechen Vagelis Dolianitis (22) als Partner für sich gewonnen. „Ein Top-Mann“, sagt Jentsch über den Athleten aus dem griechischen Nationalteam.
Bei der WM in La Grande Motte (Frankreich) stimmte die Harmonie offenbar auf Anhieb – obwohl Jentsch diesen Sommer immer mit anderen Vorschotern gesegelt war. „Er hat sich als ein vollumfänglicher Glücksgriff erwiesen“, sagt Jentsch, der sich vorher nie ausgemalt hätte, so weit vorne im Feld platziert zu sein. Denn als Sechster war er am Ende mit Abstand bester Deutscher im Kreis der 25 Starter aus neun Nationen. Gestoppt wurde er eigentlich nur von technischen Defekten, wie dem Bruch einer Fockrolle im sechsten Rennen am dritten Regatta-Tag.
Die äußeren Bedingungen bei der WM in der französischen Mittelmeerbucht, sie hätten besser kaum sein können, berichtet Jentsch. „Es gab mehrfach Windstärken von bis zu 25 Knoten.“ Erst am letzten Tag sei eine große Unwetterfront heraufgezogen, die den Regattakurs jedoch nur mit einigen Böen streifte. Flaute habe es fast gar keine gegeben.
Völlig anders also als auf dem Forggensee , wo der 68-Jährige vor wenigen Wochen erst die Langstreckenregatta „Blaues Band“ für sich entschieden hatte. „Das heimische Segelrevier ist allerdings damit kaum vergleichbar, wir hatten vor La Grande Motte einen Wellengang von bis zu zwei Metern“, sagt Jentsch, der zuvor an elf Weltmeisterschaften mit seiner Frau Sarah teilgenommen hatte.
Kuriose Randnotiz: Auch wenn Jentsch es nicht aufs Siegerpodium schaffte: Der Segelclub Füssen Forggensee (SCFF) stellte heuer wieder das Gewinnerboot. Denn der spätere Weltmeister Kostas Trigonis hatte sich bei Jentschs Tochter Estela den Tornado ausgeliehen.
Die mehrfache Nachwuchsweltmeisterin hatte sich heuer nach bereits 120 Segeltagen in der olympischen Bootsklasse Nacra 17 eine Auszeit genommen und nicht an der WM teilgenommen.
Die Reisegruppe, die sich von Füssen nach Frankreich in Bewegung setzte, war deshalb aber nicht minder illuster. Denn in Jentschs Reisegruppe waren auch Trigonis, der spätere Weltmeister sowie der Bronzemedaillengewinner Brett Burvill (aus Australien). „Segel schnell – so lautete unser Motto“, sagt Jentsch. Denn diesen Spruch hatte seine Frau Sarah als Motivation mit weißem Edding auf den Großmast seines Bootes geschrieben.
Jentschs Gefährten sahen das und nahmen sich das mindestens ebenso zu Herzen. „Dieser Spruch wurde während unseres Trips zu einer Art Running-Gag.“