Ludwigsburg. Der Schrägaufzug, der von der Hohenecker Uferstraße 35 Meter hinaufführt zum Heilbad, ist mit 45 Jahren ein technischer Methusalem, der einer gewissen Pflege bedarf. Bundesweit soll er einmalig sein. Weltweit sind derartige Aufzüge nur noch selten in Betrieb. Oder anders gesagt: Die Reparaturen häufen sich. Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) haben dem Schrägaufzug schon viele Ersatzteile besorgt. Pressesprecherin Astrid Schulte: „Die Störungen sind vielseitig und reichen von Laufrad über Ausgleichsgewicht bis hin zu den Schienen. Wir bemühen uns, Defekte immer schnellstmöglich zu beheben. Manchmal ist das leider nicht möglich, weil die Ersatzteile fehlen.“ Ersatzteile auf Vorrat, die Rollen aber mussten bestellt werden
Und weil es immer schwerer wird, Ersatzteile für das Relikt zu bekommen – insbesondere in Zeiten, in denen es für alle Bereiche Lieferschwierigkeiten gibt –, haben die SWLB vorgesorgt. Eigentlich. „Seit rund zwei Jahren haben wir Ersatzteile für den Aufzug eingelagert, damit die Reparaturen schnellstmöglich behoben werden können. Leider hatten wir das für den aktuellen Schaden notwendige Ersatzteil nicht auf Lager.“ Daher musste der Schrägaufzug außer Betrieb genommen werden, „weil Schleifgeräusche am Fahrkorb auftraten“. Die Fahrrollen waren defekt, was aber nur die Mitarbeiter einer Fachfirma feststellen und auch reparieren dürfen. „Jetzt funktioniert der Aufzug aber wieder“, sagt Astrid Schulte.
Weil der Aufzug immer wieder kaputt ist, ist der Ersatzverkehr von der Uferstraße den steilen Berg hinauf zum Heilbad fast schon Routine: Ein Taxiunternehmen pendelt mit einem Wagen vom Aufzugseingang an der Uferstraße zum Badeingang. Die einen steigen aus, die anderen ein. Kostenlos. Schulte: „Unsere Heilbad-Gäste empfinden diesen Service als sehr hilfreich.“
Der ständig kaputte Aufzug und der Taxiservice verschlingen aber eine Menge Geld: Über 10000 Euro haben die SWLB dieses Jahr schon für Reparaturen und den Service ausgegeben. „Heute werden Schrägaufzüge aufgrund veränderter Richtlinien und gesetzlicher Auflagen nicht mehr neu errichtet, sondern nur noch Altanlagen gewartet.“
„Am 17. Dezember 1906 abends 9 Uhr wird eine Wasserader erschlossen. Das Wasser tritt mit artesischer Kraft hoch bis über die Bohrtour. Das Wasser schmeckt salzhaltig bei 18° Cels.“ Dieser „fortlaufende Bericht über den Stand der Bohrarbeiten in Hoheneck“ war der sichtbare Anfang der nun 115-jährigen Geschichte des Heilbads, das am 14. Juli 1907 eröffnet wurde. Am Berg lag das Heilbad schon immer, war aber leicht zu Fuß oder vor langer Zeit auch mit der Tram zu erreichen – wie auch das Kurhaus, das heutige Uferstüble, mit zum Ensemble gehörte.
Mit der Modernisierung kam 1978 der Schrägaufzug, den die Stadtwerke samt Heilbad seit 2006 betreuen. Und was hat das Bad nicht alles überstanden, allein in der jüngsten Vergangenheit: 2016 der Brand der Biosauna mit Sanierung, dann eineinhalb Jahre Schließung wegen der Coronapandemie ab März 2020. Und was wurde getan: die alte Liegehalle gerettet, die historische Quelle samt Bohrturm saniert, die Gastro erfrischt.
Aus Kostengründen ist ein Ersatz nur für den Aufzug momentan nicht möglich – und der große Wurf, ein Neubau des Heilbads an gleicher Stelle oder eine Verlagerung an einen günstigeren Ort, steht weiter aus. Nach jahrelangen, eher jahrzehntelangen Diskussionen, die mit großer Leidenschaft geführt wurden, verordneten sich Verwaltung, Gemeinderat und Stadtwerke eine Pause: Erst nach 2026 soll über Investitionen diskutiert werden. Vier nicht näher benannte Standorte für einen Neubau sind im Gespräch.