Bike & Boat: die besten Trail-Spots in der Ägäis | BIKE

2022-10-09 15:23:39 By : Ms. Lane Zou

Die griechischen Inseln sind ein Tummelplatz für Segler. Doch als Autor Jan Sallawitz zum Bike&Boat-Trip aufbrach, hatte er die Ägäis für sich allein.

Ohrenbetäubendes Dröhnen reißt mich aus dem Schlaf. Mein ganzer Körper vibriert – es dauert, bis ich mich orientiere: Ach ja, ich bin auf einem Segelboot in der Ägäis. Kapitän Christos hat offenbar die Schiffsmaschine angeworfen, die sich nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf, auf der anderen Seite der Kojenwand, befindet. Es ist zwar erst kurz nach sechs, aber die erste Hafenausfahrt unserer Segelreise will ich auf keinen Fall verpassen.

Zwei Jahre ist es her, dass ich mit meinem griechischen Freund George in Thessaloniki in einer Bar saß und er von dieser Idee erzählte: Man müsse sich ein Segelboot ausleihen und damit einfach die Inseln ansteuern, die besonders geniale Trails haben. Also jeden Tag einen neuen Spot erleben und die Anfahrt bequem für Essen, Schlafen und Wellness nutzen. Mehr Bike-Urlaub gehe wohl nicht. Deshalb sagte ich damals bereits für den ersten Termin zu, an dem George diese Reise auf die Beine gestellt bekommen würde.

Im Mai 2021 ist es so weit. Unsere kleine Reisegruppe steht vor der strahlend weißen „Cinzia“ in der Marina von Kos. George und seine beiden Bikeguide-Kollegen Tasos und Nicolas helfen dabei, unsere Bikes an Bord zu heben und zeigen uns unsere Schlafkammern. Erstaunlich, wie viel Equipment sich doch in diesen kleinen Kojen verstauen lässt. Nur die Unterbringung der zehn Bikes stellt uns vor größere Herausforderungen – bis wir sie einfach auf der Brücke übereinanderstapeln. Das scheint uns erst mal die beste Idee. Wie wichtig das Thema Bike-Befestigung auf einem Segelschiff ist, sollten wir erst ein paar Tage später erfahren.

Die Insel Nisyros ist unser erstes Ziel. Die kleine Vulkaninsel liegt etwa drei Stunden südlich von Kos, und ich bin froh, dass ich mich so früh aus der Koje geschält habe, denn ich blicke bei der Überfahrt über ein strahlend blaues Meer. Außer uns ist kein weiteres Schiff unterwegs. Dabei müsste es zu dieser Jahreszeit in der Ägäis nur so wimmeln vor Charterjachten und Fähren. Vermutlich war hier das letzte Mal zu Odysseus’ Zeiten so wenig los. Erstaunlich, was Corona alles möglich macht. Erst im Hafen von Mandraki nervt das Virus wieder, denn wir dürfen Nisyros erst betreten, nachdem wir einen negativen Schnelltest vorgezeigt haben. Die Insel besteht quasi aus einem großen Vulkankegel, und glaubt man der Mythologie, hat Poseidon damals den Giganten Polybotes besiegt, indem er ihm kurzerhand die ganze Insel auf den Kopf warf. Glücklicherweise ist sie dabei nicht ganz zerbröselt, sodass wir nach ein paar hundert Höhenmetern Auffahrt die Kapelle am höchsten Punkt erreichen und einen geradezu göttlichen Panoramablick genießen können. Fast, als würden wir aus dem Himmel herabschauen, auf das tiefblaue, von unzähligen Inselchen gesprenkelte Meer. Komplettiert wird das Bild durch den schwefelgelben Krater, eine Art Savannenlandschaft, deren Trails uns den ganzen Tag beschäftigen werden.

Mit beißendem Schwefelgeruch in der Nase klettern wir abends wieder auf unser Schiff. Es geht heute noch zurück nach Kos, wo uns George morgen sein „Home Turf“ zeigen will. Das Biken stecke dort noch in den Kinderschuhen, erzählt er beim Abendessen. Doch als wir am nächsten Morgen von Bord gehen, wartet bereits ein Shuttle. Damit wir uns voll auf die Abfahrts-Trails konzentrieren können, sagt George. Aber Warmfahren dürfen wir uns doch, denn der Trail verläuft zunächst im Auf und Ab über einen Bergkamm, bevor er sich kurvenreich durch Kräuterwiesen den Hang hinunterschlägt. George und seine Crew haben in der gesamten Bergflanke ein Bike-Paradies mit sehr clever angelegten Trails geschaffen.

Noch mehr beeindruckt uns Leros. Hier führt uns Jorgos mit seinem Biketeam aus zehn Jugendlichen durchs selbst gebaute Trail-Revier.

Durch enge Gässchen geht’s zur Burg hinauf, wo die berüchtigten Castle Steps beginnen, eine mehr als ein Kilometer lange Treppe mit langen Stufen. „Very flowy!“, ruft Jorgos, bevor er mit irrwitzigem Speed die Treppe runtersaust. So weit das Warmrütteln. Anschließend hilft uns ein Muldenkipper als Shuttle, damit wir das ganze Pfadnetz kennen lernen, das hier in die Küstenlandschaft verlegt wurde. Einer dieser Trails spuckt uns in einer Badebucht aus, wo ein anderer Teil des Bikeclubs bereits den Grill angeworfen hat. Wir können uns nur schwer von dieser Insel mit ihrer blühenden Bike-Kultur trennen, aber wir wollen ja noch Patmos besuchen. Am Ende dieser Woche – wir nehmen gerade wieder Kurs auf Kos und sitzen mit Kapitän Christos gemütlich beim Morgenkaffee – passiert es: Seegang! Das Schiff schaukelt auf, ein paar Kaffeetassen hüpfen uns auf den Schoß. Das finden wir noch lustig. Doch dann setzen sich auch die auf dem Oberdeck festgezurrten Bikes in Bewegung. Zu dritt versuchen wir, den sich auflösenden Bike-Haufen im Zaum zu halten. Aber der Seegang wird stärker, immer wieder bricht ein Bike aus und rutscht gefährlich Richtung Reling. Erst als uns die restliche Crew zur Hilfe eilt und sich jeder auf ein Bike wirft, kriegen wir die Ladung fixiert. Noch während wir so gen Kos schaukeln, überlege ich fieberhaft, wie die optimale Bike-Halterung für den nächsten Törn wohl aussehen könnte.

So leer wie im Mai 2021, kurz nach Aufhebung der Corona-Reisebeschränkungen, wird man die Dodekanes-Inseln wohl nicht mehr antreffen. Denn die insgesamt rund 160 Inseln (nur 25 davon sind bewohnt) der südöstlichen Ägäis sind normalerweise ein beliebtes Segel- und Touristenrevier.

2017 wurde hier das „Project Aegean Trails“ ins Leben gerufen. Der Schweizer Bike-Hotelier Ernesto Hutmacher entsandte dazu seine erfahrene Trailbau-Crew aus der Toskana, und die deutsche Bike Agentur organisierte ein Crowdfunding und akquirierte Freiwillige zur Mithilfe. So entstand auf einigen Inseln ein Grundgerüst an Trails, das seither von Aegean Trails und den lokalen Bikern gehegt, gepflegt und stetig weiter ausgebaut wird. Infos zum aktuellen Trail-Bau-Status und zur finanziellen oder tatkräftigen Mithilfe bei den internationalen Trailbau-Wochen: www.aegeantrails.com

Seit 2017 finden jedes Jahr die internationalen Trailbau-Wochen in Griechenland statt. Die Trail-Netze wachsen daher stetig. Die besten findet man auf den Inseln Kos, Leros, Nisyros und Patmos.

Kos: Sie ist die drittgrößte der Dodekanes-Inseln, höchster Berg: Dikaios, 847 m. Die gebauten Trails finden sich allerdings hauptsächlich im Küstengebirge mit Anstiegen von 200–300 Höhenmetern und verlaufen dort im Auf und Ab, teils ausgesetzt, entlang der aussichtsreichen Bergkämme. In tieferen Regionen tauchen die Pfade im Inselinneren in Wälder ab, wo die Trail-Bauer auch Anlieger und kleine Sprünge aufgeschaufelt haben.

Leros: Die kleine Insel ist nur 321 Meter hoch und war im Zweiten Weltkrieg stark umkämpft. Noch heute zeugen davon betonierte Abhöranlagen am Berg. Die besten Trails der Insel wickeln sich um die Berge der Ostküste rund um die Burg bei Platanos, die aus dem 7. Jahrhundert stammt. Hier startet die über einen Kilometer lange Abfahrt Castle Steps. Deutlich flowiger fahren sich allerdings die gebauten Trails rund um die Abhöranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Pfade sind so gebaut, dass man selbst für Gegenanstiege nicht viel Kraft aufbringen muss. Vor allem auf der zusätzlichen, kilometerlangen Cross-Country-Strecke. Außerdem gibt es einen Übungsparcours für Kinder, der vom inseleigenen Bikeclub auch rege genutzt wird.

Nisyros: Die runde Insel hat einen Durchmesser von acht Kilometern und besteht im Grunde aus einem einzigen Vulkankegel. Schon die Hafenstadt Mandraki ist ein einziges Postkartenidyll. Nach 250 Höhenmetern hat man den Kraterrand des erloschenen Vulkans erreicht und blickt von oben in ein überdimensioniertes Amphitheater mit einer Art Savannenlandschaft. Hier kann man nun bis zum Schwefelrand des Berges abfahren. Über Wege entlang typischer Trockenmauern arbeitet man sich anschließend wieder zum Kraterrand hinauf und kurvt auf der anderen Bergseite durch Olivenhaine zurück zum Hafen.

Patmos: Die Wallfahrtinsel, auf der sich auch Hollywood-Schauspieler wohlfühlen, besteht aus einer Hügellandschaft. Hier sind größere Touren-Runden mit viel Meerblick möglich. Höchster Punkt: 269 Meter.

Am besten kombiniert man mehrere Inseln zu einem einwöchigen Biketrip, da jede Insel ihren eigenen Charakter hat. Anreise aus Deutschland am besten per Charterflug nach Kos oder per Linienflug ins türkische Bodrum (auch außerhalb der Sommersaison) und von dort mit der Fähre von Insel zu Insel hangeln. Die Bed & Breakfast-Unterkünfte der Inseln sollten im dritten Jahr der Pandemie alle wieder geöffnet haben.

Am komfortabelsten aber ist die Buchung einer kombinierten Boat& Bike-Reise. Schon weil die Veranstalter einen direkten Draht zu den Locals vor Ort haben und sowohl Shuttles, als auch Barbecues am Strand organisieren können. Außerdem peilen sie im Gegensatz zu den regulären Fährschiffen auch mal eine besonders schöne Badebucht an. Pauschal buchbar bei www.outlineadventures.com, www.aegeantrails.com und www.inselhuepfen.com

Von Ende April bis Mitte/Ende Oktober wird Kos von Deutschland aus direkt angeflogen. Die Monate Juli und August sind aber definitiv zu heiß zum Biken. Perfekte Temperaturen erlebt man dagegen im Mai und im September. Dann ist auch die Luft am klarsten.

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